PFALZBOTE: FEUILLETON
MUSIKALISCHE FRAGMENTE
Das Trance-Projekt sacrum imperium ist Timo Heidls Hommage an das musikalisch goldene Zeitalter des ausklingenden 20. Jahrhunderts, als Trance in legendären Clubs eine erblühende Generation auf den Tanzflächen einte und nie gekannte Freiheitsgefühle entfachte. In seinen Klangwelten konserviert, jener Nachklang ewiglich, wohl einzig mit den Stammestänzen der Naturvölker vergleichbar: Du hörst es nicht nur, du fühlst es!
PHILOSOPHISCHE FRAGMENTE
Mit Kabale und Liebe ward in der Schule Timo Heidls erster Widerwille geboren, beim Winkelschreiber Werther ballte sich seine teuflische Faust. Kein Wohlgeschmack empfand er bei Woyzecks Erbsensuppe, versalzen wie das Tote Meer. Möge auch seine Schöpferkraft Grausen und Antipathie verursachen, derweil ihr Beiklang die verschleierten Pfade des Lebens unmerklich offenbart.
Versuch eines Beweises: Leben wir in einer Simulation?
Bereits der französische Philosoph René Descartes beschrieb im Jahre 1641 in seinen „Meditationen über die erste Philosophie“ die gedankliche Figur des bösen Genius, der die Realität manipuliert und Illusionen erzeugt, um uns zu täuschen. Das postmoderne Denkmodell der Simulationshypothese des schwedischen Philosophen und Zukunftsforschers Nick Bostrom aus dem Jahre 2003 konkretisiert das Konzept der simulierten Realität. In meiner ersten Betrachtung erörtete ich astro- und quantenphysikalische Argumente und theoretisierte mittels einer künstlichen Intelligenz Experimente. In der zweiten Betrachtung kontextualisierte ich interdisziplinäre Argumente.
Ist der Mensch von Natur aus böse?
Obschon verschiedenste philosophische Strömungen diese Frage zu ergründen versuchten und den Menschen in seinem Naturzustand als böse wähnten, könnte die Biologie eine eindeutige Antwort liefern. Zwar besitzen Gene keinen Verstand, sind aber metaphorisch betrachtet egoistisch. Trifft das auch auf den Menschen zu?
Während die Natur befiehlt und das Tier gehorcht, gestaltet der Mensch sein Leben nach individuellen Bedürfnissen und begreift sich dadurch als frei. Das instinktgeleitete Tier kann hingegen selbst dann nicht von den Regeln der Natur abweichen, wenn es vorteilhaft wäre. Doch ist der Mensch tatsächlich frei?
Fürwahr, so trug es sich zu: Aus dem Jetzt blickt der Tor zurück in das Einst und erinnert sich mittels eines plantonischen Dialogs, wie er Erhabenheit über sein früheres Ich erlangte und vom Lakaien zum König reifte. Denn der moderne Mensch scheint in zwei gewichtige Naturen unterteilt: Die königliche, mit Kümmernis beseelte Natur, die viel von sich verlangt und die dranglose Natur, die niemals über sich hinauszugehen vermag und wie das Herdentier zeitlebens in demselben Zustand verharrt.
Eine Geschichte von der Ungleichheit
Einst war der Mensch instinktgeleitet und besaß in seinem Naturzustand alles, um zu überleben. In seiner ausgebildeten Vernunft besitzt er nur noch das, was er benötigt, um in der Gesellschaft zu leben. Wie entwickelte sich die Ungleichheit unter Menschen und wo hatte sie ihren Ursprung?
Warum löschte ich nach Facebooks jüngstem Datenskandal nicht einfach mein Benutzerkonto? Wohl weil nicht ich, sondern eben jene Kultur- und Kreativwirtschaft meine Optionen des Zeitvertreibs und der Unterhaltung bestimmt.
Spätestens während der immer noch allgegenwärtigen Flüchtlingskrise 2015/2016 entstanden in den sozialen Netzwerken zwei Typen von Protagonist und Antagonist, die sich auch während der Corona-Pandemie und der gegenwärtigen Energiekrise befehden. In den dichotomen Hauptrollen: Pauschal als Nazis gescholtene kritische Stimmen und als Gutmenschen konnotierte dissonante Moralisten mit Hang zum Toleranzfetischismus. Auf Spurensuche!
LITERARISCHE FRAGMENTE
Fürwahr, so trug es sich zu: Die Morgenstunden des Tors vergingen nach verlässlichem Muster. Während die Adlatusse alle Verpflichtungen an sich riss, beobachtete der Tor furchtsam die Türen des Winkels, denn jeder unvorbereitete Moment vermochte ihn als vermeintlichen Nichtsnutz zu entlarven. Um Fleiß vorzutäuschen, übte er sich im beständigen Öffnen des Tischkastens und dem Hervorholen leerer Papierbögen.
Schemenhafte Gestalten trieben an diesem lichtlosen Herbstmorgen ihr Unwesen, als ich aus meinem Dirnitz hinab zum Burggarten blickte. Sie tanzten auf und ab und woben dabei ihr weißes, netzartiges Kleid um das bereifte Gesträuch und Gehölz. Vor einer jüngst gepflanzten Eibe verweilte die anmutige Marguerite de Roussillon in einem weißen Gewand und wehklagte.
Heute verging ein weiterer Tag in dem wahrhaft gewordenen aber auch teils widersinnigem Morus-Utopia. Wie berauscht und verzaubert ich zu Beginn meiner sonderlichen Reise war, mich in einem Traum wähnte, der nun langsam seine Schreckgespenster offenbart.
Die Erschütterung versetzte mich in eine unkontrollierte Schwerebeschleunigung. Die Furcht lähmte meinen Körper und nur mein empor schnellender Adrenalin Pegel verhinderte, dass mich die bissige Kälte und die lastende Fliehkraft nicht gänzlich betäubten.
Der Kreislauf des Konsums - Ein Rundgang im Müllheizkraftwerk Ludwigshafen
Der Blick hinab in den tiefen, schummrigen Betonschlund offenbart all das, was niemand mehr will. Hier endet der Kreislauf des Konsums. Ein kunterbuntes Sammelsurium aus unserem Alltag, nur noch auf die beiden stählernen, sechszackigen Greifarme wartend, die sein Ende besiegeln. Ankunft im Müllbunker des Müllheizkraftwerks in Ludwigshafen, der mit seinem Fassungsvermögen von 2.000 Tonnen drei Verbrennungsöfen rund um die Uhr mit Restmüll versorgt.
LYRISCHE FRAGMENTE
Der japanische Haiku gilt als die kürzeste Gedichtform der Welt. Mit dieser Dichtkunst versucht Timo Heidl seine Photografien durch Selbstbesinnung von seiner Ich-Haftigkeit zu befreien, um die abgelichtete Natur mit einem Sinneserlebnis zu reflektieren.
PHOTOGRAFISCHE FRAGMENTE