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PFALZBOTE: DEFENSIVE ARCHITEKTUR


Defensive Architektur folgt nicht nur einer kriminalpräventiven Logik, sondern als Anti-Obdachlosen-Architektur einer (bewusst) feindlichen Gestaltung des öffentlichen Raums, des ÖPNV oder von Bauwerken, um Aktivitäten, Aufenthalt und abweichendes Verhalten vornehmlich von jenen Menschen zu verhindern, die durch Marginalisierung bereits an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Besonders betroffen sind klassische Adressaten Sozialer Arbeit, wie Menschen ohne Obdach oder mit einer Suchterkrankung, die mit derzeit gültigen Normalitätsmodellen brechen. Kunstvoll gestaltete Sitzgelegenheiten, wie Sitzkiesel oder Findlinge dünken nach städtebaulicher Modernisierung, verhindern aber genauso die Nutzung als (Nacht)-Quartier, wie ästhetisches Parkmobiliar mit verkürzten, unebenen SitzflächenArmlehnen und Zwischenstützen oder gar fehlende Sitzgelegenheiten, etwa unter (regendurchlässigen) Überdachungen in Fußgängerzonen oder des ÖPNV. Kalte Baustoffe wie Stahl oder Beton sind zwar witterungsbeständiger, aber auch unbequemer. Sprinkler, Musik, Licht, versperrte Nischen unter Brücken, Metalldornen auf regengeschützten Flächen oder Mülleimer, die das Sammeln von Pfandflaschen verhindern, können weitere subtile Instrumente sein. Auch durch Rückbauten und Privatisierungen wird öffentlicher Raum nicht nur feindlich, sondern verliert den Augenschein an die vormalige inklusive Nutzung, wovon nicht nur die genannten Randgruppen, sondern auch Jugendliche, alte Menschen oder Menschen mit Behinderung betroffen sind. Defensive Architektur führt mit ihre exkludierenden, etikettierenden, gentrifizierenden und repressiven Eigenart lediglich zu Verdrängungseffekten von Armut, ohne soziale Missstände oder soziale Ungleichheit zu beheben. Sie ist somit zugleich Spiegelbild und Instrument gesellschaftlicher Herrschaft, doch öffentlicher Raum gehört der Allgemeinheit. Gibt es defensive Architektur in deiner Stadt? Durch das IFG besitzt jede Person ein Recht auf Information aus Politik und Verwaltung, wofür sich die Netzpräsenz FragDenStaat.de anbietet. Folgt Timo Heidl auf seinen fotojournalistischen Reisen durch LudwigshafenMannheim und nach andernorts.


Defensive Architektur und Obdachlosigkeit in Ludwigshafen, zuletzt aktualisiert am 15.04.2024: Ludwigshafen-Hemshof Dreifaltigkeitskirche

_______________________________________________________________________________________________________________________ Defensive Architektur und Obdachlosigkeit in Mannheim, zuletzt aktualisiert am 12.11.2023: Mannheim-Quadrate J7

___________________________________________________________________________________________________________________ Defensive Architektur und Obdachlosigkeit andernorts, zuletzt aktualisiert am 11.03.2024: London